ETIKA |
FRANZISKUS-CHRONIK |
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12F3159 |
Teufel
plagen Franziskus mit Versuchungen |
11.9.2012 |
Der Cronicken der mindern
Brüder, das erst Buch, Cap. 59, S. 199ff., Konstanz 1603
Von den grossen
Versuchungen / mit welchen die Teuffel den Heyligen plagten.
Cap. 59. S.
Bonaventura.
NEben allem dem
Nutz / so er schaffte die Sünder auß dem figurierten Egypten zu bekehren / und inn das
wahre Land der Verheißung (welches die Religion frey
alles Tributs / und weltlichen Obligationen ist) einzuführen / hat doch der
Feind dises gebenedeyten
Stammens nit geschlaffen /
brauchte unabläßlich allerley
Mittel solche zu stürtzen / derhalben
weil er wol erkante / daß
alles in dessen Haubt (dem heyligen
Francisco) stunde / ließ er nit nach dise von Gott / anderen zu einem Exempel erhöchte Vestung anzusprengen /
hoffende ihne zu ermüden / und auff
das wenigist zu etwas Ringerung
der Strenge und Vollkommenheit deß Lebens zu bewegen.
Dannenhero
weil inn dem Heyligen sich allerley Sorten der Tugenten
befanden / er wider ine alle seine Minister und Gesellen angehetzt / die
doch weiter nichts als Gott verhengte unnd zuliesse / wider ihne vermögten.
Der
hoffertig und vermessen Lucifer köndte sein aller tieffeste Demut nit
erleiden / versucht ihn ohn Underlaß
mit Hoffart.
Mammon
ein Fürst der Welt / welcher sahe / daß nichts Weltlichs in dem Heyligen war /
sonder daß er alles mit der Einzogenheit der
Evangelischen Armut von ihm stiesse / feyrte er nit ihne
etwar gegen einer Creatur
der Welt affectioniert zu machen.
Der
gefressige Satan
wachet und bemühet sich ihne von der Strenge seines
Essens / Ligens / oder Kleidung zu bewegen.
Der
ungeduldigiste Asmodeus underliesse
nit sich gegen ihme zu
bewaffnen / unn seine Pfeil wider
deß Heyligen höchste Gedult zu schiessen.
Der
ungestalte unnd stinckend Behemoth durchtrang ihme sein Empfindtligkeit / understund sich ihne zu versuchen
/ und sein aller reyniste Jungkfrawschafft
zu beflecken.
Beelzebub
ein Haubtmann der Müssigen
/ verlur kein Zeit ihne mit
der Trägheit anzufechten /und in selber sich etwas zu ergetzen
/ zu bereden.
Der
Fürst Leviathan verfolgt ihn mit den
natürlichen Bewegungen deß Widerwillens unnd Ungeschmacks / mit welchen
das Fleisch wider den Friden und Liebe deß Heyligen streitet.
(1 .Reg. 18.)
wider disen Goliat und seinen Anhang / hat der demütigiste David in dem Namen und Krafft seines Gotts so
rühmlich Sig unn Victori erhalten / daß manwol
singen kondte:
Verderbt unnd
uberwunden hat der heylige
Franciscus hundert tausent Feind
/ und hinwegk genommen die Schand
unnd Schmach / welche die Teuffel
der Kirchen mit dem Geitz und Empfindtligkeit
zugefügt hatten.
Uber das wollte
der Herr daß der Teuffel selbst durch den Mund der Beseßnen / den erschröcklichen
Krieg / so er sambt seinen Brüderen
gegen ihme führte / und den grossen
Nutz so er an den Seelen wirckte / bekennen müßte /
ob es gleichwohl ohne das inn der Welt allbereit kundbar / unnd von dem Herren
Christo geoffenbart ware:
Dannenhero
er gekrönt zu werden / verdient / als welcher wider so vil
Anlauff deß Feinds so standhafft verbliben / und einen
solchen langen Streit / ja von seiner Bekehrung an / erhalten.
Je
mehr aber der Feind ihme Gelegenheit zeiget zu
sündigen / je mehr bemühet er sich zu verdienen / und probiert sich selbsten wie das Gold in dem Feur.
Under anderem
als der Herr eines mals zu mehrerem seinem Verdienst
/ daß er versucht wurde / verhengte / setzt ihn der
Feind in ein so tieffe Melancoley deß
Geists / daß auch eusserlich die Zeichen erschinen / weil ers nit mehr verdecken oder mässigen köndte / also daß er gar von dem Herren verlassen zu seyn scheinte.
Wann
er wolte mit den Brüderen conversieren / kondt er nit / wolt er sich von ihnen absünderen / wars noch ärger /
die Abstinentz unnd Casteyung deß Fleischs destruiert
ihn / und das Cilicium
unnd Gebett halff nichts / verblib also zwey Jar / biß sich der Herr
seiner erbarmet / da er (in dem Gebett) die Stimm
Gottes höret / welche sagt:
Wann
du so vil Glauben wirst haben / als ein Senffkörnlein groß ist / unnd
einem Berg sagen daß er sich erheben unnd an ein ander Ort setzen solle / so wirdt
es geschehen.
Franciscus
antwort: Herr welches ist dieser Berg? Die Stimm
spricht: Die Versuchung. O Herr / sagt der heylig
Franciscus / so erfülle sich dein heyliges Wort.
Inn
selbem Augenblick wirdt er
entledigt / lobet unnd dancket
Gott.
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