ETIKA |
AUFGABEN FÜR DICH |
www.etika.com |
41B2 |
Barmherzigkeit |
Handbuch des einfachen Lebens, Kap. 99 |
Auszug
aus dem Handbuch des einfachen Lebens, 248 Seiten. Das Buch ist gegen eine
freiwillige Spende zu beziehen.
41B2A
„Christentum ist Geben.
Gott liebte die Welt so sehr, dass er seinen Sohn hingab. Er gab seinen Sohn,
der Mensch wurde wie du und ich, außer der Sünde. Er gab ihn Maria zum
Weitergeben an andere. Bevor Jesus starb, gab er sich selbst in der Gestalt von
Brot. Er wollte, dass auch wir das Weitergeben lernen und dass uns seine Liebe
verständlich wird. Daher machte er sich zum Hungrigen, Kranken, Nackten,
Obdach- und Heimatlosen und sagte: Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan
habt, das habt ihr mir getan.
v Auch
heute liebt Gott die Welt. Er sendet dich und mich aus, um zu beweisen, dass er
die Welt liebt, dass er noch Mitleid mit der Welt hat. Wir müssen seine Liebe sein, sein Mitgefühl in der Welt von
heute.
Aber um lieben
zu können, müssen wir Glauben haben, denn tätiger Glaube ist Liebe, tätige
Liebe Dienen. Um lieben zu können, müssen wir sehen
und fühlen können. Wir, die wir Jesus kennen, ihn lieben, ihm gehören, müssen
so lieben, wie er uns geliebt hat. Er gab sich uns hin. So müssen auch wir
einander lieben, indem wir uns an andere verschenken. Die Hingabe geht bis zum
Wehtun.“ (Mutter Teresa, 15.8.1976 und 10.6.1977)
41B2B
„Sehr oft haben wir die Armen in
unserem Hause und wissen es nicht. Wir glauben, dass hungrig sein nur mit Tod
zu tun hat. Noch viel bitterer ist der Hunger nach Liebe. Einsamkeit verbreitet
sich immer mehr im Westen. Die große Armut ist das Nichtgewolltsein.“
(Mutter Teresa, Deutsche Tagespost, 19.9.1978)
41B2C
„Ich sehe Christus in jedem Menschen,
den ich anrühre, denn er hat gesagt: ,Ich war
hungrig, ich war durstig, ich war nackt, ich war krank, ich habe gelitten, ich
war heimatlos, und du hast mich aufgenommen...´ So einfach ist das. Jedesmal, wenn ich ein Stück Brot gebe, gebe ich es ihm.“
(Mutter Teresa in Doig 169)
Die „Missionarinnen der
Nächstenliebe“ müssen uns allen Vorbild sein.
„Unsere Schwestern kümmern sich um die Ärmsten der Armen: die Krüppel, die
Blinden, die Geisteskranken. Wir haben die Heime für die Kranken und
Sterbenden. In den 25 Jahren (in Kalkutta) haben wir über 36 000 Menschen von
den Straßen aufgelesen, und über 16 000 starben bei uns.“ (Mutter
Teresa, 1977)
41B2D
„Man wartet nicht, bis man helfen
kann. Der wahre Christ begibt sich auf die Suche nach Hilfsbedürftigen.“
(hl. Anastasia, Glöckner 55). Wir sollen ein „Detektivbüro der Nächstenliebe
sein, weil wir versteckte Armut und Elend genug im Untergrund haben.“ (Bischof
Stecher, 24.3.1984)
"Kümmere dich vor
allem um die Kinder, die Alten und Kranken."
(Don Bosco)
„Das wollte Er lehren: handreichen,
helfen, aufrichten. Manches schwache Ding wäre vor dem Falle bewahrt worden,
hätte es eine gute Hand neben sich gespürt.“ (F. Simmerle,
512. Vinzenzbrief)
„Schafft euch ein
Nebenamt, ein unscheinbares, womöglich ein geheimes Nebenamt! Tut die Augen auf
und suchet, wo ein Mensch ein bisschen Zeit, ein bisschen Teilnahme, ein
bisschen Gesellschaft, ein bisschen Fürsorge braucht. Vielleicht ist es ein
Einsamer, ein Verbitterter, ein Kranker, ein Ungeschickter, dem du etwas sein
kannst. Vielleicht ist´s ein Greis, vielleicht ein Kind. Wer kann die
Verwendungen alle aufzählen, die das kostbare Betriebskapital, Mensch genannt,
haben kann! An ihm fehlt es an allen Ecken und Enden. Darum suche, ob sich
nicht eine Anlage für dein Menschentum finde. Laß
dich nicht abschrecken, wenn du warten oder experimentieren musst. Auch auf
Enttäuschungen sei gefaßt.“ (Albert Schweitzer)
41B2F
"Wo du bist, soll, so viel an dir ist, Erlösung
sein, Erlösung vom Elend..., wie sie nur der wissende Mensch bringen kann.
Das Wenige, das du tun kannst, ist viel - wenn du nur irgendwo Schmerz und Weh
und Angst von einem Wesen nimmst, sei es Mensch, sei es irgendeine
Kreatur."
(Albert Schweitzer)
Wir wollen nicht resignieren, sondern
das Leben bejahen in der Überzeugung, dass das Gute siegt.
Barmherzigkeit auch mit den Tieren!
41B2G
EHRFURCHT VOR DEM LEBEN ALLER GESCHÖPFE
“Ethisch ist der Mensch nur, wenn ihm das Leben als
solches, das der Pflanze und des Tieres wie das des Menschen, heilig ist und er
sich dem Leben, das in Not ist, helfend hingibt.“ Albert Schweitzer
bezeichnet Ethik weiter als „ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegen
alles, was lebt“.
Manfred
Kyber: „Die Menschen
glauben meist, zwischen ihnen und den Tieren sei ein Abgrund. Es ist nur eine
Stufe im Rade des Lebens. Denn alle sind wir Kinder einer Einheit. Um die Natur
zu erkennen, muß man ihre Geschöpfe verstehen. Um ein
Geschöpf zu verstehen, muß man in ihm den Bruder
sehen.“
Daß Tiere ein
Recht auf Leben haben, solange ihre Existenz den Menschen nicht bedroht,
bekräftigte auch die Vatikanzeitschrift „L´Osservatore
della Domenica“. Begründung: Tiere haben ihren Platz in der göttlichen
Vorsehung. (Stuttgarter Zeitung 15.1.1977)
Albert
Schweitzer wusste, „dass ein jedes Wesen ein Geheimnis
ist, wie unser eigenes Sein“. Ein Tier „kennt das Sehnen nach Glück“, „kennt
die Angst, nicht mehr zu leben“ (18.11.19959). Also ist unser Nächster nicht
nur der Mensch. Unsere Nächsten sind alle Geschöpfe. „Wenn ich über das Leben
nachdenke, empfinde ich die Verpflichtung, jeglichen Willen zum Leben in meiner
Umwelt dem meinen gleichzuachten.“ (Albert
Schweitzer)
Man
kann den Begriff Nächster noch genauer definieren. Gandhi hat es in
christlichem Geiste getan: „Je hilfloser ein Geschöpf ist, umso mehr Anspruch
hat es, vom Menschen vor der Grausamkeit des Menschen beschützt zu werden.“
Autobiographie 216)
Leider
haben die Amtskirchen anscheinend vergessen, dass die Tierliebe im Christentum
eine lange Tradition hat. Ein apokryphes Jesuswort aus der koptischen Bibel
lautet:
„Mensch, was schlägst du das Tier!
Wehe euch, die ihr nicht hört, wie es zum Schöpfer im Himmel klagt und um
Erbarmen schreit. Dreimal wehe aber dem, über welchen
es in seinem Schmerz schreit und klagt! Schlage es niemals mehr, damit auch du
Erbarmen findest.“
Von
Isaak von Ninive wird berichtet, dass er auch für Tiere, die leiden mussten,
betete; dasselbe tat die Mystikerin Gertrud die Große. Franziskus von Assisi
litt sehr, wenn Tiere getötet werden sollten. Wie er
sich gegenüber der Kreatur verhielt, liest man in den „Blümlein“ (Fioretti). So kaufte er ein Lamm, das zum Metzger geführt
wurde. Er stiftete auch Frieden unter den Tieren, indem er z. B. den Wolf von Gubbio zähmte. Übrigens verfluchte er ein Schwein, das ein
Lamm gefressen hatte. In neuerer Zeit wollte Theresia von Konnersreuth den Grundsatz des Heilandes „Was du dem
geringsten meiner Brüder getan“ auch auf unsere jüngeren Brüder erstreckt
wissen.
Die
Sorge vieler Menschen angesichts des rätselhaften Schweigens der Verfasser des
Neuen Testaments (laut Teutsch ist es zu erklären
mit der Erwartung der Apostel, die endzeit stehe kurz
bevor) kommt in einem Vierzeiler Peter Roseggers
zum Ausdruck:
„Wie mögen wir halten die Zehn Gebot:
Du sollst nicht töten!
Du sollst nicht stehlen!
Wenn uns nicht mahnet ein elftes Gebot:
Du sollst kein lebendes Wesen quälen!“
41B2H
TIERE NICHT QUÄLEN!
Tiere
dürfen in keinem Fall gequält werden. Was die Vivisektion betrifft, so fordert
Schweitzer, dass dort, wo Tierversuche durchgeführt werden, mit Narkose
gearbeitet wird. Dies muß die Mindestforderung aller
Christen und Tierfreunde werden: dass alle Tiere während der Versuche ebenso
wie beim Schlachten betäubt sind und dass sie dann einen schmerzlosen und
augenblicklichen Tod bekommen. So rasch wie möglich muß
die Vivisektion ganz abgeschafft werden, und zwar in Forschung und Lehre (das
unnötige, grausame Zerschneiden von Fröschen durch angehende Mediziner) genauso
wie in der Industrie (erst Ende Mai 2001 beschlossen die 15 EU-Staaten, dass
die Kosmetikindustrie weitere Tierversuche durchführen darf) und in der
Rüstung. Aktionsprogramme gegen Tierquälereien enthalten die Schriften von F.
G. Aymara: Die Ethische Revolution und J. Mora: Manifiesto
a favor de los animales.
41B2I
TIERE NICHT TÖTEN!
Unserer
Meinung nach geht es in erster Linie darum, dass den Tieren Leiden erspart
bleiben. Wir stecken aber in einem großen Dilemma, wie Albert Schweitzer
ausführte:
„Wir
befinden uns den Kreaturen gegenüber unaufhörlich in Situationen, die uns dazu
zwingen, Leiden zu verursachen und Leben zu beeinträchtigen. Es ist an uns, zu
urteilen, wann wir in der unvermeidlichen Lage sind, Leiden zu verursachen und
zu töten und uns damit abzufinden, aus Zwang schuldig zu werden.“ (20.10.1952)
Viele
Tierfreunde reagieren in dieser Hinsicht unvernünftig, was auch Gandhi
(von religiösen Fanatikern) zu spüren bekam: „Wenn er erlaubte, dass der Arzt
ein krankes Kalb mit einer Spritze schmerzlos von seinen Leiden erlöste, bekam
er eine Menge wütender Protestschreiben. Er blieb dabei, recht gehandelt zu
haben“ (Fischer 123, Anmerkung:
Leider verfügen wir derzeit nicht über die vor Jahrzehnten beim Verfassen des
Handbuchs verwendeten Bücher, so dass wir oft nicht korrekt zitieren können.)
In
Schweitzer entstand „die unerschütterliche Überzeugung, dass wir Tod und Leid
über ein anderes Wesen nur bringen dürfen, wenn eine unentrinnbare
Notwendigkeit dafür vorliegt, und dass wir alle das Grausige empfinden müssen,
das darin liegt, dass wir aus Gedankenlosigkeit leiden machen und töten.“ Der
ethische Mensch „reißt kein Blatt vom Baum ab, bricht keine Blumen und hat
acht, dass er kein Insekt zertritt“. (Albert Schweitzer)
Grundsatz
also: „Wo ich irgendwelches Leben schädige, muß ich
mir darüber klar sein, ob es wirklich notwendig ist.“ (Albert Schweitzer)
41B2J
DEN TIEREN HELFEN.
Wir
sollen nicht nur, so gut wir es vermögen, die Zerstörung des kleinsten
Lebewesens vermeiden, sondern auch versuchen, es zu retten (Mahatma Gandhi,
Autobiographie 309).
Wir
bitten die Leser, den Appell der Liga des hl. Franziskus, verfasst von Monsignore Ermenegildo Fusaro, ebenso wie die Texte der betreffenden Übungen
am Schluß weiter zu verbreiten:
Ø Kinder,
achtet die Pflanzen und Tiere!
Ø Jugendliche,
betrachtet die Natur und studiert ihre Wunder!
Ø Lehrer,
erzieht zur Liebe zu allen Geschöpfen!
Ø Eltern,
lehrt die Kinder die Achtung vor den Tieren!
Ø Pfarrer
und Ordensleute, predigt die Nächstenliebe auch gegenüber den Tieren als
Geschöpfen Gottes!
Ø Metzger,
tötet ohne zu quälen!
Ø Bauern,
haltet das Vieh gut!
Ø Jäger,
seid nicht grausam!
Ø Vivisezierer,
Schluß mit den Greueltaten!
Ø Behörden,
achtet auf Einhaltung der Gesetze!
Ø Alle
Christen, anständige Menschen, zivilisierte Völker, verteidigt die wunderbaren
Güter der Natur und seid Botschafter des Guten
gegenüber allen Brüdern und gegenüber all den lieben Tieren!
41B2K
DAS ÄNGSTLICHE HARREN DER KREATUR AUF DIE OFFENBARUNG
DER KINDER GOTTES
Friedrich
von Schlegels Gedicht und die Bibel:
„Denn die ganze Schöpfung wartet
sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Söhne Gottes. Die Schöpfung ist der
Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der
sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung
soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und
Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die gesamte Schöpfung
bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt.“ (Römer 8, 19-22).
Übungen